Lob für Salix Ratpoison

German Forum
Post Reply
rrttdd
Posts: 26
Joined: 28. Nov 2012, 18:49

Lob für Salix Ratpoison

Post by rrttdd »

Hallo Forum,

ich habe gerade die Salix Ratpoison installiert und finde es ziemlich gelungen!

Seit Anfang der 90er bei meinen Eltern bin ich mit PCs beschäftigt. Seinerzeit habe ich noch an den einschlägigen DOS-Startdateien rumgebastelt, und unter Pascal gelegentlich was programmiert.

Dann kam halt Windows 95, 98 und XP, was ich bis heute nutze. Das schöne war, es lief alles Out of the Box! Der Nachteil ist: Von Version zu Version verlor ich immer mehr den Überblick. Spätestens ab XP hab ich keinen wirkliche Plan, was da so alles an Diensten aktiv ist. Am Anfang habe ich die Explorer-Shell noch durch Litestep ersetzt, aber inzwischen bin ich zu faul geworden.

Diese ganze Entwicklung begann, mich zu nerven. Und in letzter Zeit bereitet mir Windows und die ganze Entwicklung bei der kommerziellen Software zunehmend Sorgen. Grundsätzlich habe ich ja nichts gegen kommerzielle Software, aaber:

-Bei Betriebssystemen wird seit neuestem versucht, einem einen Appstore schmackhaft zu machen
-Bei Windows wird Secure Boot eingeführt
-Clouddienste allerorten
-Im Spielebereich geht der Trend zum Nur-Online-Spielen, Netzwerkparties mit eigenem Server sind immer weniger möglich

Ich sehe hier einen beunruhigenden Trend, dass hier kommerzielle Softwareanbieter die Faulheit der Menschen nutzen und ihnen in einem Komplettpaket sämtliches IT-Denken abnehmen. Ist ja auch kein Problem, solange ich noch die Wahl hab, bestimmte Dinge wie Softwareinstallation selber vorzunehmen, eigene Server aufzusetzen etc pp. Den Trend den ich sehe, ist, dass einem von den kommerziellen Anbietern der Weg zu eigenen Lösungen zunehmend verbaut wird. Als erstes ist da Apples zensierter Appshop zu nennen, PC Spiele, die nur noch über Online-Multiplayer laufen, aber keinen LAN-Server mehr bieten, ein Windows-Phone was sich nur noch über die Cloud syncen lässt. Die Nutzer werden in ihrer Freiheit zunehmend eingeschränkt und kontrolliert.

Da ich das mit mir nicht kampflos geschehen lassen möchte, muss eine Alternative her, also bietet sich Linux an. 8-)

Allerdings hatte ich mit den großen Distributionen in der Vergangenheit so meine Probleme. Sie kommen auf mehreren DVDs mit 5 Officepaketen und 20 Mediaplayern, installieren sich irgendwie und starten, wenn sie funktionieren, auf einen seltsamen Desktop durch. Dieser Desktop sieht schick aus, ist leicht überfrachtet. Dann versucht er Windows zu imitieren, was aber mehr schlecht als recht gelingt. Manche Sachen gehen per Maus einzustellen, andere per Config-Datei... Ich halte Linux und windowsartige Desktops immer noch für eine unglückliche Zwangsheirat... ;)

Dann habe ich Salix und Ratpoison hier gefunden.

Salix ist an sich schon mal interessant, da nicht überfrachtet und keine 10 Bildbearbeitungsprogramme mitgeliefert werden. Dennoch der Zugriff auf das verbreitete Slackware mit seinen Paketen und der klaren, Config-Datei-basierten Philosophie.

Ratpoison ist für mich daher genial, weil es eben kein überfrachteter windowsartiger Desktop ist. Ich kam auf die Seite wegen dem kompakten Salix und dachte erst daran, LXDE zu installieren. Als ich dann von der Ratpoison-Variante gelesen hatte, kam ich irgendwann zu folgenden Überlegungen

-LXDE hatte ich ja schonmal getestet, ist zwar klein und flott, aber wieder so ein einschränkender Desktop der nur die Hälfte vom Windows Explorer kann
-In Linux, gerade in Salix, lande ich früher oder später doch im Terminal oder im Editor
-Eigentlich ist Linux vor allem auf der bash und bei Entwicklertools richtig stark, und Windows eignet sich gut zum Fensterschubsen... :mrgreen:

So kam ich dann drauf, dass ich Windows erstmal für kommerzielle Programme weiter einsetze. Für Linux lernen/Terminal/Entwicklung und alles mit Bash kommt ergänzend Ratpoison auf die Platte. Linux kann sowas besser. Und IMHO ist genau dafür auch Ratpoison wesentlich besser geeignet. Man hat mehrere Terminals offen und ist schnell gewechselt, alles ist sofort ergonomisch auf Fullscreen und der Fokus ist auf dem richtigen Fenster. Eigentlich die perfekte Ergänzung zu Windows und zum Linux lernen. ;) Windows ist da besser, wo Anwendungen mit vielen Fenstern hantieren, wie Photoshop oder GIMP als Musterbeispiel...

Schön an der Ratpoison-Edition ist für jemanden mit meiner Computerbiografie auch, dass es auf die Bash durchstartet. Somit lassen sich auch leicht Erfahrungen an der nackten Eingabeaufforderung sammeln. Hier haben mir früher getestete Distributionen einfach zu viel versteckt hinter grafischen Login-Managern und co. :)

Kritikpunkte: eigentlich so gut wie keine. Man könnte sich vielleicht fragen, ob man noch ein paar der mitgelieferten Programme weglassen könnte. Ich denke, bei der Zielgruppe ist das Wissen über Pakete vorhanden und jeder hat spezielle Vorlieben. :idea:

Zusammengefasst glaube ich nun, erstmal eine sehr gut zu mir und meinen Bedürfnissen passende Distribution gefunden zu haben. Nicht so abgefahren wie Gentoo oder Arch, wo ich schon bei der Installation scheitere und fürchte, die Windowspartition gekillt zu haben. Aber auch nicht so super-abstrahierend-windowskopierend wie *untu oder auch Mageia. Und die kommerziellen Distributionen wie Fedora oder Suse entwickeln sich eh in eine ganz spezielle Richtung... Ich hoffe jedenfalls, dass Salix Ratpoison noch eine lange Unterstützung erfährt (das ist momentan meine größe Sorge).
Post Reply